Die Orthographie des Mittelfranzösischen (14.-15. Jhdt.)
Lautliche und graphische Veränderungen im Mittelfranzösischen des 14. und 15. Jhs.
Neubildung von Femininformen bei Adjektiven und ihre Formenangleichung
Ursprünglich gehörten die altfranzösischen Adjektive zwei Kategorien an: die erste hatte eine besondere Form für das Femininum, welches auf -e endete, die zweite besaß diese Form nicht. Durch Analogie wurden dann aber von den Adjektiven der zweiten Kategorie auch weibliche Formen gebildet. So tauchten grande für grand, forte für fort und brieve für brief auf. Die ursprünglichen Adjektivformen hielten sich noch in einigen wenigen Wörtern (grand-mère) sowie in Eigennamen (Rochefort).
Die Adjektive, die von vornherein zwei verschiedene Formen besaßen, unterschieden sich oft auch im Stammvokal oder in den stammauslautenden Konsonanten. Lautgerecht entwickelt hatten sich z. B. larc / large (aus largum / larga), lonc / longe (aus longum / longa) oder pieus / pie (aus pius / pia). In vielen Fällen kam es auch hier zu einem Stammausgleich, entweder nach der Form des Maskulinums (pieux - pieuse, long - longue) oder nach der femininen. In letzterem Fall entstand bei beiden Geschlechtern die Endung -e, heute noch sichtbar bei chauve (statt chauf), ferme (statt ferm) oder large (statt larc). In ähnlichem Maße vollzog sich auch der Stammausgleich bei Verben.
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